Der Grosse Rat hat es heute verpasst, die Lohngleichheit voranzubringen. Ein Gesetzesvorschlag der Regierung für Lohngleichheitsanalysen bei Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden wurde von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnt. Die SP ist enttäuscht von der Verweigerungshaltung trotz klarer Faktenlage.
Seit 44 Jahren verfassungsrechtlicher Auftrag
Seit 1981 ist Lohngleichheit ein verfassungsrechtlicher Auftrag. Doch bis heute bestehen Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Wenn wir die sogenannte unerklärte Lohndifferenz anschauen, dann sind es durchschnittlich immer noch 8000 Franken, die Frauen in der Schweiz jährlich weniger verdienen. Das hat massive Folgen für die Frauen: eine geringere wirtschaftliche Unabhängigkeit und Einbussen bei der Altersvorsorge.
Basierend auf einer Motion von SP-Grossrätin Nicole Amacher wurde heute im Grossen Rat ein kantonaler Vorschlag für Lohngleichheitsanalysen bei Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden diskutiert. «Studien zeigen, dass insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen der grösste Handlungsbedarf besteht. Deshalb braucht es eine tiefere Schwelle», so die Motionärin Nicole Amacher.
Fehlender Wille der Bürgerlichen, die Lohnungleichheit anzugehen
Von SVP bis GLP haben sich die bürgerlichen Parteien geschlossen gegen die Vorlage des Regierungsrats gestellt und damit verhindert, dass mehr Lohngleichheitsanalysen durchgeführt werden. «Statt die bestehende Lohndiskriminierung endlich konsequent anzugehen, reden die bürgerlichen Parteien das Problem klein und tun so, als wäre es nicht relevant. Damit verweigern sie die Umsetzung eines seit 44 Jahren bestehenden Verfassungsauftrags», sagt SP-Grossrätin Julia Baumgartner.
Besonders stossend findet die SP-Fraktion die Kehrtwende der GLP. Sie hat die Motion zwei Mal überwiesen und sich nun dagegen gestellt. «Leider ist die GLP auch in gleichstellungspolitischen Fragen keine verlässliche Partnerin», stellt Nicole Amacher fest. Die SP-Fraktion wird sich weiterhin konsequent für die ökonomische, rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter einsetzen.