Sehr jung wurde er Gewerbeinspektor und war zugleich Präsident des VPOD Basel. Dann schaffte er die Wahl in den Regierungsrat. 1956, erst 43 Jahre alt, wählten ihn die Basler Männer, die Frauen waren noch nicht stimmberechtigt, in den Ständerat. Vier Jahre danach wurde er Bundesrat.
Hans Peter Tschudi war wohl einer der erfolgreichsten Bundesräte. In der jüngeren Zeit der erfolgreichste überhaupt. Das darf man ohne Übertreibung festhalten. Als Sozialminister hat Tschudi die AHV in mehreren Revisionen Schritt für Schritt ausgebaut. Es gelang ihm immer, im Parlament dafür die Mehrheit zu bekommen. Seine forsche und zügige Amtsführung trug ihm ein Kompliment ein: Gemeint ist das legendär gewordene ‚Tschudi-Tempo’.
Tschudi regierte in einer günstigen Zeit. Die Wirtschaft lief auf Hochtouren. Die Bundeskasse war gut dotiert. Tschudi machte daraus das Beste und baute den Sozialstaat optimal aus. Der moderne Sozialstaat Schweiz trägt seine Handschrift. So geht zum Beispiel die Einführung der Invalidenversicherung auf sein Konto. Als Bildungsminister setzte er in der Romandie einen Schwerpunkt. Unter Tschudis Führung wurde die welsche ETH gegründet: Die ‚Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne’, um so mit der ETH Zürich gleichberechtigt zu werden. Deren Schritt in die globale Moderne ist mit dem Ausbau in Höngg ebenfalls mit dem Namen Tschudi verbunden.
Der intellektuelle Basler Sozialdemokrat brillierte im Bundeshaus mit seiner souveränen Kompetenz und mit zugleich persönlicher Bescheidenheit. Tschudis Dienstwagen stand meisten in der Garage. Der Chauffeur war unterbeschäftigt. Sein Chef ging zu Fuss, fuhr mit dem Tram oder mit der Bahn.
Die einmalige Kombination, bescheiden und kompetent, verschaffte ihm beim Volk das für einen Politiker wichtigste Kapital: Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Mit 61 trat Tschudi als Bundesrat zurück. Und wurde mit seinem Markenzeichen verabschiedet: Als ‚AHV-Tschudi’.
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