Die SP-Fraktion bringt im Grossen Rat die Idee eines riesigen Kehrichtspeichers ein. Damit könnte Energie für die Basler Fernwärme vom Sommer in den Winter gespeichert werden. Im Frühling, Sommer und Herbst sollen Wärmepumpen den Grossteil der Wärmeproduktion übernehmen.
Aktuell verbrennt die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) den über das Jahr anfallenden Kehricht vorzu und liefert damit relativ konstante Bandenergie für das Basler Fernwärmenetz. Dieses benötigt jedoch je nach Jahreszeit unterschiedliche Mengen an Wärmeenergie. Während der Heizsaison wird heute deshalb zusätzlich mit Erdgas-Kraftwerken geheizt, um die Bedarfsspitzen zu decken. Während den Sommermonaten jedoch produziert die KVA sogar mehr Energie als benötigt wird, was dazu führt, dass überschüssige Wärme ungenutzt an die Umgebungsluft abgegeben werden muss. SP-Grossrat Daniel Sägesser schlägt nun vor, die Speicherkapazität deutlich zu vergrössern, um so den Kehricht und die darin enthaltene Energie vom Sommer in den Winter zu speichern.
Mehr Speicherkapazität als der Grimsel-Stausee
In seinem Vorstoss regt Sägesser den Bau einer Lagerhalle an, in welcher der Abfall getrocknet und – ähnlich wie Silofutter in der Landwirtschaft – in Ballen gepresst eingelagert wird. Ein Kehrichtspeicher auf einer Fläche von ca. 40’000 Quadratmetern könnte rund die Hälfte der jährlichen Abfallmenge aufnehmen und hätte mit rund 300 Gigawattstunden Energieinhalt eine grössere Speicherkapazität als beispielsweise der Grimsel-Stausee. Gemäss Grobkalkulation von Sägesser ist die Einlagerung von Kehricht im Vergleich mit anderen Energiespeichern ausserordentlich günstig: «Die saisonale Speicherung von Energie in Form von unverbranntem Abfall würde rund 2,5 bis 3 Rappen pro Kilowattstunde kosten», sagt Sägesser.
Kehricht für den Winter, Wärmepumpen für Frühling, Sommer und Herbst
Würde Sägessers Vision zur Realität, hätte dies zur Folge, dass die Wärmeproduktion im Basler Fernwärmenetz grundsätzlich anders organisiert werden könnte. Denn neu würde die KVA nicht mehr die durchgehende Bandenergie liefern, sondern als Spitzenlastkraftwerk mit Produktionsschwerpunkt im Winter betrieben werden. Im Frühling, Sommer und Herbst lieferte ein ausgebautes Netz von Wärmepumpen den Grossteil der Wärmeenergie. «Wärmepumpen hätten überdies den Vorteil, dass sie mit Solarstrom betrieben werden könnten, der in den “Sonne-Monaten” März bis Oktober ausreichend zur Verfügung steht», erklärt SP-Fraktionspräsidentin Michela Seggiani. Im Winter hingegen könnte man die Wärmeproduktion der Wärmepumpen zurückfahren und hauptsächlich mit Kehricht heizen. Insgesamt liesse sich also mit der Kombination von saisonaler Kehrichtspeicherung und Wärmepumpen nicht nur die Energieverluste in der Fernwärme eindämmen, sondern durch den vollständigen Ersatz der fossilen Spitzenlast-Kraftwerke auch der CO2-Ausstoss deutlich reduzieren – ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel des Kantons.